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Leseprobe „Nacht mit Folgen“

[fusion_builder_container hundred_percent=“yes“ overflow=“visible“][fusion_builder_row][fusion_builder_column type=“1_1″ background_position=“left top“ background_color=““ border_size=““ border_color=““ border_style=“solid“ spacing=“yes“ background_image=““ background_repeat=“no-repeat“ padding=““ margin_top=“0px“ margin_bottom=“0px“ class=““ id=““ animation_type=““ animation_speed=“0.3″ animation_direction=“left“ hide_on_mobile=“no“ center_content=“no“ min_height=“none“][fusion_text]Die Weser war mal wieder etwas über die Ufer getreten. Rauschend bahnte sie sich ihren Weg durch die Landschaft und am Rande dieser Kleinstadt entlang. Die Stadt, deren Häuser und Gassen im Schein des Vollmondes nicht ganz in Dunkelheit getaucht waren. Die Stadt, die in dieser Samstagnacht mitten im März wie immer noch längst nicht schlief, obwohl es schon weit nach Mitternacht war.

Ein paar Meter vom Wasser entfernt saß auf einer Bank eine in sich zusammengesunkene Gestalt. Lange saß sie so da, rührte sich nicht, interessierte sich nicht für das gruselige Bild, das der leicht ausschweifende Fluss wenige Meter weiter zu dieser Stunde bot.

Erst nach einer Weile hob sie ihre rechte Hand, in der sie eine halbleere Whisky-Flasche hielt. Die hatte sie vorhin nach dem Zoff mit Stefan auf ihrer Flucht nach draußen gerade noch geschnappt. Dann war sie abgehauen… weg von dieser Feier.

Lea nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche und schüttelte sich kurz. Pur schmeckte das Zeug ihr eigentlich gar nicht, aber im Augenblick schien es ihren Schmerz erträglicher zu machen. Tränen liefen über ihr Gesicht.

Warum hatte er ihr das angetan? Der Abend hatte so toll begonnen. Lea war zusammen mit ihrem Freund Stefan zu dieser Geburtstagsfeier von Cora gegangen. Sie waren mit die ersten Gäste gewesen, aber schon unter den wenigen Leuten hatte sich eine Super-Stimmung breit gemacht. Nach und nach waren immer mehr Gäste dazugekommen.

Lea hatte mit der einen oder anderen Bekannten erzählt, gelacht, getanzt, war hin und wieder im Arm ihres Freundes gelandet. Alles war in Ordnung gewesen. Doch einige Stunden später hatte sich das Blatt plötzlich um hundertachtzig Grad gewendet. Stefan hatte inzwischen nicht nur reichlich getrunken, man erkannte ihn so gar nicht wieder. Da war ein hübsches langhaariges Mädel auf der Party aufgetaucht, Lea hatte sie noch nie auf einer der Partys gesehen. Was Lea mehr und mehr beunruhigte, war, dass Stefan auf einmal nur noch Augen für dieses andere Mädchen hatte. Er hielt sich ständig in ihrer Nähe auf, flirtete mit ihr, redete, lachte… mit der anderen. Lea war plötzlich abgeschrieben. Er lief an ihr vorbei, als würde er sie gar nicht kennen, er ignorierte Lea einfach. Das tat verdammt weh. Sie war seit zwei Jahren mit Stefan zusammen. Sie hatten sich zwar schon öfter gestritten, aber so etwas Demütigendes hatte sie während der gesamten Dauer ihrer Beziehung noch nicht erlebt. Lea hatte sich das Geflirte eine ganze Weile angesehen und versucht, es gelassen zu nehmen, aber dann reichte es ihr doch irgendwann. Sie stellte sich einmal Stefan direkt in den Weg, als er mal wieder der Fremden nachlief und ihr was zu trinken bringen wollte. „Kannst du dich noch daran erinnern, mit wem du hergekommen bist?“ versuchte sie es höflich. Er tat, als würde er überlegen, aber dann grinste er plötzlich breit. „Nö.“ Als er ihren geschockten Blick sah, meinte er gleichgültig: „Hey, lass mich einfach in Ruhe, geh mir nicht auf die Nerven, okay?“

„Ach, störe ich dich beim Baggern?“ zischte sie sauer. Er lachte und schaute sie gleichgültig an. „Ich will lediglich ein bisschen Spaß. Warum zickst du also so rum?“

Da packte sie ihn am Arm: „Ein bisschen Spaß?“ Sie lachte trocken auf. „Hör mal, ich bin nicht das dumme Mädchen, das man in die Ecke abschieben kann, wenn man gerade keinen Bock drauf hat. Wenn du nicht deine Finger von dem Blondchen lässt, dann gibt es Theater…“ – „Was willst du eigentlich? Spiel dich hier nicht so auf, du bist nicht allein hier“, fuhr er sie an. „Du bist echt peinlich!“

„Wie bitte?!“ glaubte sie, sich verhört zu haben. „Wer benimmt sich denn hier unter aller Sau?“ Er hob nur gleichgültig die Schultern und ließ sie stehen. Zum Diskutieren war er schon zu voll, zum Anbaggern aber noch lange nicht…

Lea stand da und spürte, wie einige der Leute sie amüsiert anstarrten. Sie kam sich vor wie in einem falschen Film. Da kam Cora zu ihr: „Lass ihn, er schnallt doch eh nichts mehr heute.“ Sie hielt Lea ein volles Glas hin. „Komm, stoß mit mir an.“

In Leas Kopf herrschte Chaos. Warum war er auf einmal so gefühlskalt zu ihr? Hatte ihm jemand was ins Getränk gemischt, hatte er sich was durch die Nase gehen lassen oder hatte irgendjemand ihm einen Floh ins Ohr gesetzt über irgendwas, was nicht stimmte? Er war doch sonst nie so?

 

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